Einleitung
Im Sinne unserer Bestrebungen, im Einklang mit unserer Umwelt zu wirtschaften und unserer Vision „gemeinsam die Welt von morgen gestalten. digital. nachhaltig.“ zu folgen, haben wir im Januar 2024 begonnen, uns einer Gemeinwohlbilanzierung zu unterziehen.
Die Gemeinwohlökonomie ist ein innovatives und nachhaltiges Wirtschaftsmodell, das ethisches und am Gemeinwohl orientiertes Wirtschaften fördert. Die GWÖ-Bilanzierung dient als wichtiges Instrument in diesem Prozess. Wenn du mehr über die Gemeinwohlökonomie erfahren möchtest, empfehlen wir dir unseren ersten Beitrag zu diesem Thema.
Wir haben uns für den Bilanzierungsprozess viel Zeit genommen, um uns tiefgehend mit der Organisation auseinanderzusetzen und viele Stimmen innerhalb Frachtwerks zu hören. Den Prozess haben wir im letzten Blogartikel beleuchtet. Nach über zehn Monaten freuen wir uns nun, unser Ergebnis verkünden zu können: Wir sind jetzt offiziell mit einem tollen Ergebnis von 442 Punkten gemeinwohlbilanziert!
In diesem Blogbeitrag möchten wir einige Themen aus unserem Bilanzbericht hervorheben, die besonders hängen geblieben sind.
Umgang mit psychischer Gesundheit
Neben der physischen Gesundheit ist es uns auch besonders wichtig, die psychische Gesundheit unserer Mitarbeitenden in den Fokus zu rücken. Um dabei zu unterstützen, bieten wir externe Coachings für Stressmanagement und Burnout-Prävention an. Im gesamten Unternehmen herrscht eine hohe Sensibilität für dieses Thema.
Unsere flexiblen Urlaubsregelungen und die hohe Sensibilität im Team erlauben es, dass kurzfristige Auszeiten bei Bedarf möglich sind. Sollten Mitarbeitende längere Auszeiten benötigen, bieten wir ihnen an, diese in dieser Zeit mit einer reduzierten Vergütung weiter zu bezahlen, damit diese ohne Zeitdruck genesen können und dennoch ein existenzsicherndes Einkommen erhalten.
Mitbestimmung
Ein grundlegender Bestandteil von Frachtwerk ist die Mitbestimmung, auf die wir besonders stolz sind und die sich auch in unserem hervorragenden Abschneiden in diesem Bereich widerspiegelt.
Frachtwerk ist in Teams organisiert, in denen jede Person gleichberechtigter Bestandteil ist. Aufgaben, die normalerweise in den Händen von Führungskräften liegen, sind bei uns auf alle Mitarbeitenden verteilt. Jede:r kann sogenannte „Hüte“ für bestimmte Themenbereiche aufsetzen und in diesen Bereichen Verantwortung übernehmen.
Wenn Entscheidungen nicht von einem „Hut“ getroffen werden, sind alle Mitarbeitenden in die Entscheidungsprozesse eingebunden. Von jedem Team ist eine Person vertreten, um unternehmensweite Entscheidungen zu treffen. Ideen können durch einen Antrag im Delegiertentreffen eingebracht werden. Dort wird darüber entschieden, ob das jeweilige Thema weiterverfolgt wird. Wenn ein Thema verfolgt wird, übernimmt eine Person den Hut dafür. Meistens ist es die antragstellende Person, die diese Verantwortung übernimmt.
Um sinnvolle und fundierte Entscheidungen treffen zu können, ist umfassende Transparenz unerlässlich. Jede Person kann bei uns jederzeit auf die aktuellen Finanzkennzahlen zugreifen und sich ein Bild von der finanziellen Lage von Frachtwerk machen. Auch die meisten anderen Informationen sind, soweit der Datenschutz es erlaubt, transparent verfügbar.
Vergütung und Vertragliches
Bei Frachtwerk legen wir viel Wert auf große Flexibilität und Selbstbestimmung in unserer Arbeit und den vertraglichen Vereinbarungen. Dazu zählen die freie Wahl des Arbeitsortes – inklusive der Möglichkeit zu Workations – sowie flexible Arbeitszeiten. Darüber hinaus bieten wir alle Formen der Teilzeitbeschäftigung an, selbst wenn diese kurzfristig angefragt werden.
Wir haben ein eigenes Vergütungskonzept entwickelt, bei dem die Festlegung der Gehälter nicht von Führungskräften bestimmt wird. Vielmehr wird diese Aufgabe auf ein gewähltes Gremium übertragen. Dieses legt auf Basis eines ausführlichen Kriterienkatalogs und nach einer zuvor eingereichten Selbsteinschätzung des Mitarbeitenden die Gehälter fest.
Außerdem genießen unsere Mitarbeitenden die wertvolle Freiheit, ihre Rolle im Unternehmen selbst zu gestalten. Auch wenn jemand für eine bestimmte Rollenbeschreibung eingestellt wurde, bedeutet dies nicht, dass er oder sie in dieser Rolle verharren muss. Vielmehr wird jede Person ermutigt, ihre Rolle bei Frachtwerk selbst zu definieren, indem sie Themen, die ihr wichtig sind, vorantreibt, Verantwortung übernimmt und die Freiheit hat, sich in neue Richtungen weiterzuentwickeln.
Umgang mit Geldmitteln
Ein weiterer wertvoller Erkenntnisgewinn war, wie wir durch unseren Umgang mit finanziellen Mitteln Einfluss nehmen können. Ein wesentlicher Aspekt ist die Wahl unserer Bank. Unsere Gelder liegen derzeit bei einer Bank, die nicht nachhaltig agiert, was potenziell zur Finanzierung nicht nachhaltiger Projekte führt. Daher planen wir, zu einer ethischen Bank zu wechseln, die unsere Gelder in nachhaltige Projekte investiert.
Mit Stolz können wir hingegen auf unsere Eigenkapitalquote von 100 % verweisen. Aus Sicht der Gemeinwohl-Ökonomie ist dies vorbildlich, da wir uns so nicht von externen Finanzpartnern abhängig machen, die möglicherweise nicht im besten Sinne von Frachtwerk handeln.
Kooperation mit Stetig && Wandel
Wie der Gemeinwohl-Ökonomie ist auch uns die Kooperation mit anderen Unternehmen wichtig. Deshalb sind wir eine treibende Kraft im Unternehmensnetzwerk Stetig && Wandel.
Eine zusammen entwickelte Satzung legt die ethische Grundlage unserer Zusammenarbeit fest. Ein gemeinsamer Chat ermöglicht den Austausch zwischen den Unternehmen. Neben den regelmäßigen Brownbag-Sessions ist das große Sommerfest von Stetig && Wandel immer ein Highlight, um mit anderen Unternehmen in Kontakt zu treten. Viele verschiedene Themen werden in gemeinsamen Gremien bearbeitet. Dazu zählen beispielsweise Recruiting, Marketing, Datenschutz, Sales und mehr.
Das Netzwerk ist aber nicht nur ein Ort für Austausch, vielmehr arbeiten wir auch an den meisten unserer Projekte eng mit unseren Partnern aus dem Stetig && Wandel-Verbund zusammen, teilen Aufträge oder nehmen gemeinsam an Ausschreibungen teil.
Geräte mit seltenen Erden
Der Einsatz von Geräten, die auf seltene Erden angewiesen sind, bringt viele Herausforderungen mit sich. Der Abbau dieser Materialien ist häufig begleitet von problematischen Arbeitsbedingungen, Kinderarbeit, Ausbeutung, Gewalt und Umweltzerstörung. Dennoch sind wir auf diese Geräte angewiesen. Umso wichtiger ist es, dass wir uns der Probleme bewusst sind.
Wir bemühen uns, diese zu mindern, indem wir auf eine langfristige Nutzung setzen und wo möglich auf nachhaltigere Alternativen wechseln. Doch trotz unserer Bemühungen bleibt die Nutzung dieser kritischen Ressourcen unvermeidlich, weshalb das Bewusstsein dafür wichtig ist.
Gesellschaftliches Engagement
Abschließend möchten wir noch eine der größten Überraschungen aus unserem Audit teilen. Unser gesellschaftliches Engagement wurde aufgrund des hohen Anteils unserer Leistungen für die Gesellschaft, gemessen an unserem Umsatz, als außergewöhnlich anerkannt – damit hatten wir selbst nicht gerechnet.
Unser Engagement umfasst nicht nur unsere Weihnachtsspende, sondern auch die Unterstützung von Vereinen durch unsere Kompetenzen, wie die Bereitstellung von Servern und Hosting, Webdesign und die Entwicklung kleiner Anwendungen. Zudem engagieren wir uns im Open-Source-Bereich, indem wir eigene Software, wie beispielsweise Essencium, veröffentlichen. Auch die Unterstützung von Studierenden bei ihren Abschlussarbeiten gehört zu unserem gesellschaftlichen Engagement.
Abschluss
In diesem Blogartikel konnten wir einige der wichtigsten Themen aus unserem Bericht hervorheben, auch wenn sie nur einen Bruchteil des gesamten Berichts ausmachen. Den vollständigen Bericht und das Testat findet ihr hier.
Die Erstellung des Berichts war eine spannende und zugleich herausfordernde Zeit und wir sind stolz auf das erzielte Ergebnis. Schon vor der Bilanzierung haben wir kontinuierlich an uns gearbeitet und unser Handeln hinterfragt. Die Gemeinwohl-Ökonomie hat uns erweiterte Perspektiven und wertvolle Denkanstöße geliefert, die unsere Weiterentwicklung nachhaltig beeinflussen werden. Jetzt steht die Umsetzung der Ergebnisse aus diesem langen Prozess an. Zahlreiche Maßnahmenvorschläge bestehen und werden nun im Unternehmen diskutiert und bei Zustimmung im Delegiertentreffen umgesetzt.
Solltet ihr Fragen zu den Themen dieses Artikels oder unserem Gemeinwohlbericht haben, freuen wir uns, von euch zu hören.