Stell dir vor, du stehst vor einem neuen App-Projekt und kannst dich einfach nicht entscheiden. Du hast die meisten Optionen aussortiert und stehst jetzt vor der Wahl: Native Entwicklung, React Native oder Flutter?
Natürlich möchtest du wenig Kompromisse in puncto Performance, Entwicklungsgeschwindigkeit, Flexibilität und User Experience eingehen. Doch welche Variante bietet die beste Kombination dieser Faktoren? Welche Variante ist die richtige für dein Projekt?
Native Entwicklung
Die Native Entwicklung ist der traditionelle Ansatz, Apps zu entwickeln. Dabei wird individuell für jede Plattform ein eigener Code geschrieben. Das heißt, sowohl IOS als auch Android haben ihre eigene Codebasis mit ihren eigenen Programmiersprachen und ihren eigenen Tools. Für IOS wird in der Regel Swift oder Objective-C verwendet, während für Android entweder Java oder Kotlin zum Einsatz kommen.
Vorteile
Maximale Performance
- Durch das Verwenden und Kompilieren der plattformspezifischen Programmiersprachen ist hier die beste Performance garantiert.
- Selbst rechenintensive Aufgaben und komplexe Animationen können zuverlässig ausgeführt werden.
Optimale User Experience
- Das Anzeigen der gewohnten UI-Elemente des jeweiligen Betriebssystems sorgt bei den meisten Usern für eine Vertrautheit, weil sie die schon kennen.
- Die Navigation und generelle Bedienung funktionieren intuitiver durch ein gewohntes Look & Feel.
Zugriff auf alle Gerätefunktionen
- Native Apps haben vollen und direkten Zugriff auf sämtliche Hardware- und Softwarefunktionen des Geräts.
- Bei Softwareupdates haben Native Apps direkten Zugang zu neuen Features.
Nachteile
Hoher Entwicklungsaufwand
- Durch separate Codebasen pro Plattform ist der Entwicklungsaufwand enorm. Sowohl die initiale Entwicklung als auch die spätere Wartung und Weiterentwicklung ist sehr hoch.
- Testen und Debuggen müssen ebenfalls separat erfolgen, um sicherzustellen, dass die App auf allen Plattformen fehlerfrei funktioniert.
- Der ständige Wechsel zwischen verschiedenen Programmiersprachen verlangsamt die Entwicklungsgeschwindigkeit zusätzlich.
Höhere Kosten
- Aufgrund des hohen Entwicklungsaufwands sind die damit verbundenen Entwicklungskosten dementsprechend hoch.
- Ein Entwicklerteam, das auf beiden Plattformen entwickelt, verliert Effizienz durch den ständigen Wechsel zwischen den Systemen. Entwickelt man jedoch mit zwei getrennten Teams, steigen die Kosten ebenfalls. Einen detaillierten Kostenvergleich der drei Ansätze findest du weiter unten im Abschnitt „Vergleich der Ansätze“.
Spezifisches Know-How erforderlich
- Entwickeln auf Codebasen mit unterschiedlichen Programmiersprachen erfordert zusätzliches Wissen, Entwickler benötigen tiefgreifende Kenntnisse zu diesen Sprachen und Entwicklungsumgebungen.
- Unterschiedliche Codebasen erhöhen die Komplexität der Verwaltung, besonders bei größeren Projekten.
Cross-Plattform-Entwicklung
Alternativ zur nativen Entwicklung, bei der eine separate Codebasis pro Plattform erstellt werden muss, bieten moderne Cross-Plattform-Frameworks Möglichkeiten, das zu umgehen. Sie erlauben es sowohl IOS als auch Android Apps mit einer einzigen Codebasis zu erstellen. Allerdings bietet diese Alternative nicht ausschließlich Vorteile.
Vorteile
Effizienz & Kosten
- Eine einzige Codebasis erspart beim initialen Entwickeln und auch Warten der Software sehr viel Zeit und Geld.
- Es muss nicht zwei Mal dasselbe entwickelt werden.
Schnellere Time-to-Market
- Auch hier ermöglicht eine Codebasis eine deutlich schnellere Entwicklung und somit eine zügigere Markteinführung. Vor allem bei kleineren Teams ist das einer der größten Vorteile.
Große Community & Ökosystem
- Durch die Open-Source-Natur der Frameworks (Flutter & React Native) und der mittlerweile recht großen Community bieten externe Bibliotheken die Möglichkeit, Features schnell zu implementieren, da sie von anderen bereits umgesetzt wurden.
Hot Reload
- Sowohl React Native als auch Flutter unterstützen „Hot Reloading”. Das bedeutet, dass man jede Änderung am Code sofort in der App nachvollziehen kann, ohne diese jedes Mal neu starten zu müssen.
Nachteile
Performance
- Im Gegensatz zur Nativen App-Entwicklung ist die Performance von Cross-Plattform-Frameworks je nach Anwendungsbereich ein Nachteil. Abhängig von der Komplexität der UI-Elemente kann das ausschlaggebend sein, da jede zusätzliche Schicht immer etwas mehr Rechenleistung in Anspruch nimmt.
Abhängigkeit
- Bei neuen Updates des Betriebssystems – sowohl für IOS als auch Android – ist man davon abhängig, dass es ein Update gibt, um alle neuen Funktionen verwenden zu können. Diese kommen meistens zwar relativ schnell, trotzdem gibt es immer eine gewisse Wartezeit.
- Zusätzlich ist man bei den Frameworks sehr stark von externen Bibliotheken abhängig.
Nativer Code benötigt
- Bei fortgeschrittenen Implementierungen wird für Cross-Plattform-Frameworks auch nativer Code benötigt. Wenn es keine Bibliothek gibt, muss man hier in den nativen Code springen.
1. React Native
React Native ist ein von Meta entwickeltes Open-Source-JavaScript-Framework, das auf React basiert. Es ist eines der populärsten Frameworks für die Entwicklung mobiler Apps. Die generellen Prinzipien sind identisch zu React, jedoch bietet React Native die Möglichkeit, native Apps für IOS und Android zu schreiben. React Native dient als Brücke zwischen dem geschriebenen JavaScript-Code und dem nativen Code.
Nachteile
Migrieren neuer Versionen
- Das Aktualisieren auf neue React-Native-Versionen kann komplex und zeitaufwändig sein.
Fragmentierung des Ökosystems
- Da das React-Native-Ökosystem aus Open-Source-Bibliotheken besteht, sind sie oft sehr unterschiedlich und passen optisch nicht immer perfekt zusammen.
Vorteile
Ähnlichkeit zu React
- Alle Entwickelnden, die bereits mit React vertraut sind, können bei React Native quasi direkt loslegen. Dadurch ist die Einarbeitungszeit sehr gering.
Zugriff auf native APIs
- Auch wenn es manchmal ein Nachteil sein kann, bei React Native auch nativen Code entwickeln zu müssen, bringt allein die Möglichkeit auch einen Vorteil mit sich. React Native erlaubt es Entwickelnden, bei Bedarf nämlich auch nativ zu entwickeln.
2. Flutter
Flutter ist ein auf Dart basierendes Open-Source-Framework, das von Google entwickelt wird. Mit React Native gehört es zu den zwei beliebtesten Frameworks für das Entwickeln mobiler Apps. Es besitzt eine eigene Rendering-Engine, welche die komplett individuelle Gestaltung der UI unabhängig vom nativen Look & Feel ermöglicht. Die Programmiersprache Dart ist hier sehr ähnlich zu JavaScript, was wiederum bei React Native verwendet wird. Flutter kompiliert den Dart-Code in nativen ARM-Code, der dann auf IOS und Android ausgeführt werden kann.
Vorteile
Performance
- Zwar ist die Performance wie oben genannt nicht auf einem Level mit nativen Apps, aber sie ist bei Flutter aufgrund der eigenen Rendering-Engine sehr gut.
Konsistentes Look & Feel
- Es ist auf der einen Seite schön, native UI-Komponenten bei IOS und Android zu verwenden. Jedoch kann es auf der anderen Seite auch ein Vorteil sein, wenn die App auf allen Plattformen komplett identisch aussieht.
Mobile, Web und Desktop
- Flutter ermöglicht es Entwickelnden, mit ein und demselben Framework sowohl Mobile Apps, Web-Apps als auch dedizierte Desktop Apps zu bauen.
Nachteile
Dart als Programmiersprache
- Dart ist zwar ähnlich zu JavaScript, aber nicht identisch. Da die Programmiersprache nicht so verbreitet ist wie JavaScript, kann das ein Nachteil von Flutter sein.
Eingeschränkte Flexibilität in UI-Gestaltung
- Flutter bietet sehr viele vorgefertigte Widgets, die einfach verwendet werden können. Allerdings ist die freie Gestaltung etwas eingeschränkt.
Vergleich der Ansätze
Nachdem nun die drei Ansätze – Native Entwicklung, React Native und Flutter – beleuchtet wurden, werden sie direkt miteinander verglichen. Welcher Ansatz hat die meisten Stärken und ist für welche Projekte am besten geeignet?
Kriterium | Native Entwicklung | React Native | Flutter |
---|---|---|---|
Programmiersprache | Swift/Objective-C (iOS), Java/Kotlin (Android) | JavaScript, TypeScript | Dart |
Performance | Sehr hoch | Mittel/Hoch | Hoch |
Entwicklungszeit | Sehr lang | Relativ kurz | Relativ kurz |
Entwicklungskosten | Sehr hoch | Relativ gering | Relativ gering |
UI/UX | Native UI-Elemente | Native UI-Elemente | Eigenes Rendering, konsistentes Look & Feel |
Zugriff auf Gerätefunktionen | Vollständig und direkt | Gut, aber manchmal native Module erforderlich | Gut, aber manchmal native Module erforderlich |
Community & Support | Große Community für jede Plattform, viele Ressourcen verfügbar | Sehr große und wachsende Community | Sehr große und wachsende Community |
Lernkurve | Sehr steil | Relativ flach | Relativ flach |
App-Größe | Klein | Tendenziell größer | Tendenziell größer |
Flexibilität & Anpassbarkeit | Sehr hoch | Hoch | Mittel/Hoch |
Wartung | Aufwändig, separate Updates für jede Plattform | Einfacher, aber Updates können komplex sein | Einfacher, aber Updates können komplex sein |
Stabilität | Sehr hoch | Hoch | Hoch |
Fazit
Das Entwickeln mobiler Apps ist vor allem in den letzten Jahren immer zugänglicher geworden. Es gibt mehr und mehr Möglichkeiten, schneller mobile Anwendungen zu bauen. Dadurch erhöht sich allerdings auch die Auswahl und das erschwert die Entscheidung, ob mit Cross-Platform-Frameworks oder nativ entwickelt werden soll. Wie wir in diesem Beitrag gesehen haben, bietet jeder Ansatz ganz eigene Stärken und Schwächen.
Wenn einem schnelle Entwicklungszyklen und einfache Wartung kombiniert mit geringem Budget wichtig sind, bieten Cross-Platform-Frameworks einen optimalen Weg für die App-Entwicklung. Hierbei ist es relativ egal, ob man sich für Flutter oder React Native entscheidet. Der wohl größte Unterschied dieser beiden ist die eigene Rendering Engine von Flutter gegenüber den nativen UI-Elementen von React Native. Ebenfalls wäre React Native wahrscheinlich die bessere Wahl, wenn man bereits Erfahrung mit React hat und damit vertraut ist.
Für die komplett native Entwicklung spricht entweder die maximale Performance bei sehr komplexen Anwendungen und der vollständige Zugriff auf sämtliche Gerätefunktionen. In den meisten Fällen leidet die native Entwicklung jedoch unter den sehr hohen Entwicklungskosten und der steilen Lernkurve.
Abschließend lässt sich sagen, dass es keine ultimativ richtige oder falsche Antwort darauf gibt, welches der beste Weg zur Entwicklung einer mobilen App ist und dass man bei der Entscheidung auch seine persönlichen Präferenzen abwägen muss.