“Warum kommt die digitale Souveränität in Deutschland nur so langsam voran?“ Unter dieser Frage stand die diesjährige Podiumsdiskussion von Frachtwerk und SysEleven anlässlich der Smart Country Convention 2025. Und mit einer Besetzung aus Zehra Öztürk (Senatskanzlei Hamburg), Leonhard Kugler (ZenDiS), Barbara Kluge (Bundesministerium des Innern) und Thorsten Dittmar (Deutsche Bahn) ließ eine hitzige Diskussion nicht lange auf sich warten. Die rund 100 Gäste in der historischen AVUS-Tribüne wurden durch die sachliche Moderation von Ann Cathrin Riedel (NExT e.V.) zu zentralen Elementen der aktuellen Problematik geführt:
- Digitale Souveränität ist keine reine Fleißarbeit, sondern zu allererst eine Debatte der eigenen Werte. Wofür möchte Europa stehen? Die USA einfach mit einer Kopie des Ökosystems nachbauen zu wollen, wird zumindest nicht gelingen, so Thorsten Dittmar.
- Die Abhängigkeit von anderen Staaten und deren Konzernen ist ein großer Kostenfaktor. “Wir zahlen gerade sehr viel dafür, wir nicht souverän sind” konstituiert Leonhard Kugler. Letzten Endes muss die Frage geklärt werden, wie viel wir als Gesellschaft zur Investition bereit sind, aber je länger die Entscheidung herausgezögert wird, desto teurer wird sie.
- Momentan wird ein stärkerer Wechsel der Anbieter und Systeme insbesondere durch die Gemütlichkeit der Bürger:innen und Verantwortungsträger:innen gebremst. Barbara Kluge fasst zusammen: “Digitale Souveränität kann auch unbequem sein […]. Das muss jeder Einzelne auch wollen” und wird von Zehra Öztürk ergänzt, dass das momentan insbesondere auch einem Mangel an guter Kommunikation geschuldet ist, denn: “Architekturentscheidungen sind zu 80 Prozent Kommunikation”.
- Zuletzt ist die notwendige Kompetenz an den relevanten Stellen ein weiterer relevanter Treiber für eine gelingende Transformation – die insbesondere in der Verwaltung noch viel stärker gebraucht wird. Diese aufzubauen, kann nur in Verbindung mit einer aktiv und positiv gelebten Fehlerkultur gelingen, so Zehra Öztürk.
Wie auch in den letzten Jahren ist die rege Beteiligung des Publikums auch dieses Mal ein Markenzeichen der Veranstaltung gewesen und so erfuhr das Panel u.a. durch Anke Domscheit-Berg (Die Linke) Unterstützung in der Frage nach Kompetenz: “Wenn ein Wirtschaftsminister immer noch nicht verstanden hat, dass es nichts zu bedeuten hat, wo ein AWS-Rechenzentrum steht, stehen wir beim Thema Kompetenzaufbau wirklich noch ganz am Anfang.”
Natürlich gab es noch viele weitere inhaltliche Aspekte, die nicht ungehört bleiben sollen. Schaut euch gerne den Panel-Mitschnitt an und bildet euch eine eigene Meinung.
Wir danken den diesjährigen Panelisten herzlich für ihren Beitrag und blicken voller Vorfreude auf die Bewertung der digitalen Veränderungen anlässlich der nächsten Smart Country Convention 2026!
Die DIGITAL LOUNGE ist eine gemeinsame Veranstaltung von Frachtwerk und SysEleven mit dem Ziel, digitalpoltische Themen in regelmäßigen Abständen gesellschaftlich zu diskutieren.
